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Wir schreiben seit über 11 Jahren jede Woche einen Coachingbrief. Mittlerweile haben wir fast 500 Ausgaben verfasst und in jeder einzelnen Ausgabe setzen wir uns mit einem bestimmt Aspekt der Gewaltfreien Kommunikation anhand eines Beispiels, manchmal auch eines sehr persönlichen selbst erlebten Beispiel auseinander.
Sie sind neugierig? Dann schauen Sie gleich mal auf unseren Blog:
Zu den unten aufgeführten Themen haben wir folgende Inhalte aus unseren Coachingbriefen für Sie bereitgestellt.
Marshall Rosenbergs intensives Ringen wird in diesem Zitat von ihm sehr deutlich. Er schrieb: „Frieden beginnt in uns selbst. Damit meine ich nicht, dass wir uns zuerst von all unseren inneren gewaltvollen Erfahrungen befreien müssen, bevor wir nach außen auf die Welt schauen oder auf einer höheren Ebene am sozialen Wandel mitwirken können. Was ich meine ist, dass wir diese Dinge gleichzeitig tun können.“
Elf Jahre ist unser 12-tägige Training mit Marshall Rosenberg nun her und wir sind immer noch dankbar für diesen letzten persönlichen Kontakt mit ihm. Dass es das letzte europäische Training mit ihm sein würde, war uns damals noch nicht klar.
Wie in keiner anderen Region der Welt gab es zu dieser Zeit vor allem im deutschsprachigen Raum eine riesige Nachfrage nach der Gewaltfreien Kommunikation. Das Seminar war schnell ausgebucht; Olaf hatte seinen Platz ein Jahr vorher reserviert und ich habe drei Tage vor Beginn über die Warteliste noch einen Nachrückplatz angeboten bekommen.
Marshall sagte damals, dass ihn das große Interesse an der Gewaltfreien Kommunikation sehr erfreut und im Gespräch machte er uns nochmal deutlich, um was es ihm bei der Verbreitung des Modells ging:
Zuerst mal: Ihm ging es nicht vordergründig darum, dass Menschen das Modell Gewaltfreie Kommunikation lernen. Jedes Kommunikationsmodell sei auch lediglich eine Strategie zur Bedürfniserfüllung, sagte er. Zum Beispiel für mehr Verbindung und Verständnis; zur Klärung von Fragen des Miteinanders.
Sondern – und dies war sein „Herzens-Thema“ – ihn beschäftigte besonders die Frage, wie eine veränderte Kommunikation einen Beitrag zu mehr weltweitem Frieden beitragen kann. Und auch, wie sich jeder Einzelne, der sich nach mehr Frieden in der Welt oder auch im direkten persönlichen Umfeld sehnt, engagieren kann, sich mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation dafür einzusetzen. Auch indem man dazu beiträgt, gesellschaftliche Strukturen zu schaffen, die mehr den Bedürfnissen der Menschen dienen und sich daran orientieren. „Social change“ – gesellschaftliche Veränderung war für ihn ein wichtiges Thema in der Schulung von Gewaltfreier Kommunikation und nahm einen großen Raum in seinem Training ein.
Motor dieses gesellschaftlichen Veränderungswunsches war seine Erkenntnis als Psychologe, dass man Menschen mit psychologischen Erkrankungen zwar hilfreich begleiten kann, doch dass man damit immer nur individuelle Symptome des jeweiligen Betroffenen heilen kann. Das frustrierte ihn, denn die gesellschaftlichen Strukturen und die Art, wie wir unser Miteinander gestalten, blieben davon unbeeinflusst.
Marshall Rosenbergs größtes Anliegen war eine gesellschaftliche Veränderung auf Basis von Strukturen, die dem Leben, dem Miteinander der Menschen und der psychischen Gesundheit dienen.
Der brasilianische Pädagoge Paulo Freire und seine Befreiungsidee faszinierten Marshall Rosenberg. Freire entwickelte ein Alphabetisierungs-Programm, das den Bauern seines Landes half, Protestbriefe an die Regierung zu schreiben. Das war nicht nur eine Technik des raschen und gezielten Erwerbs der Lese- und Schreibfähigkeit, sondern darüber hinaus eine Methode der Bewusstseinsbildung.
Das inspirierte Rosenberg so nachhaltig, dass er ein einfaches Modell zu entwickeln suchte, dass Menschen unterstützen kann, sich für ihr eigenes Leben und auch für ihren Gemeinschaftsbeitrag in der Welt verantwortlich zu erleben und entsprechend zu handeln. Er begann ein erstes Modell von Gewaltfreier Kommunikation zu entwerfen.
In den USA begleitete Rosenberg mit seinem Ansatz die Bürgerrechtsbewegung, arbeitete mit Jugendlichen und Straßen-Gangs und war mit vielen Initiativen in Kontakt, die friedensstiftende Fertigkeiten erlernen wollten. Auch in Kriegs- und Krisengebieten, u.a. im Nahen Osten, Irland, Ex-Jugoslawien und Ruanda wurde er gebeten, zu vermitteln.
Immer wieder erlebten wir mit ihm, dass er uns Teilnehmer animieren wollte, neben der Klärung unserer persönlichen Angelegenheiten auch eine (Mit-)Verantwortung dafür zu übernehmen, was auf der gesamten Erde passiert. Marshall offenbarte uns seine Vision, dass er den Sinn der Gewaltfreien Kommunikation darin sieht, „gewaltfreies Denken und Handeln“ in einem größeren, ja globalen Maßstab einzuüben und tiefgreifende Veränderungen zu erzielen. Damals sagte er, die Zeit sei reif dafür, dass Menschen die großen Irrtümer unserer jüngsten Entwicklung erkennen und sich wieder mehr dafür zu interessieren, was im Leben wirklich wichtig ist.
Die Zeit ist reif dafür, das finden wir auch. Wenn nicht jetzt wann dann?
Steigen Sie mit uns ein in die Gewaltfreie Kommunikation und revolutionieren Sie Ihre Sprachgewohnheiten.
Lebenshunger
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Cicely Saunders, Pionierin der Palliativ-medizin und Begründerin der modernen Hospizbewegung spricht uns aus dem Herzen und Ulrich Schaffer füllt diesen Gedanken mit folgenden prosaischen Worten:
Hunger
Alles kommt auf den Hunger an:
Ob unser Gespräch im Sand verläuft,
ob wir die Gedanken riechen können,
die uns ins Leben stürzen,
ob wir das Muster der Möwen am Strand sehen,
ob wir uns um Wort bemühen,
mit dem wir uns selbst und einander lösen und binden,
ob ich dich finde, in der Verschachtelung,
in der du dich versteckt hast,
ob uns das Schwarzbrot trotz der Säure schmeckt,
ob uns das Rätsel mit den sieben Siegeln
unter unserer Sehnsucht nachgibt,
und
ob am Ende nur zählt,
wie wir das Versprechen halten,
das wir uns selbst gegeben haben
in Momenten der Schwäche und Stärke:
Alle Formeln loszulassen und unterwegs zu bleiben
Durch Verzweiflung und Glück.
Eindeutig ist,
dass wir ohne Hunger
strahlenden Auges
blind werden.
Astrid Schütte, eine Kollegin in Berlin spricht, wenn sie an die Gewaltfreie Kommunikation denkt, von einer Herzkraftkommunikation, die eine Vielfalt von Kompetenzen mit sich bringt. Sie vergleicht sie mit einer Bildung für die Seele. Denn mit Hilfe des Modells kann man nicht nur Konflikte friedlich lösen und Beziehungen zufriedenstellender gestalten, sondern sie beinhaltet all die bedeutsamen Lebensbereiche wie das Danken und das Erfolge feiern, das Trauern und das aufrichtige Bedauern.
Mit der Gewaltfreien Kommunikation, sensibilisieren wir uns für den Lebenshunger in uns und erkennen die Vielfalt an Möglichkeiten, die damit einhergehen. Mit dem Lebenshunger, der für uns die Bedürfnisse darstellt und die wiederum der Motor für unser Handeln sind, ist auch das Gefühl der Neugierde eng verknüpft.
Wenn es gelingt, dass wir mit der Neugier eines kleinen Kindes die Welt erforschen, in dem Bestreben herauszufinden, was unsere Bedürfnisse erfüllt, so bleiben wir im mitfühlenden Kontakt mit uns selbst und den uns umgebenden Menschen.
Halten Sie jetzt in dem Moment des Lesens inne, lehnen sich zurück und überlegen Sie sich einmal, was Ihren Lebenshunger ausmacht. Welche Bedürfnisse erfüllen Sie sich schon? Und worauf sind Sie noch neugierig? Was wollen Sie noch lernen, erfahren oder weiterentwickeln? Na werden Sie fündig? Schreiben Sie nun alles auf, was Ihnen dazu eingefallen ist.
Nehmen Sie sich die spontan entstandene Liste diese Woche vor und schreiben Sie die Bedürfnisse dazu, die Sie sich erfüllen, wenn Sie Ihrem Lebenshunger folgen. Prüfen Sie, ob bei der Umsetzung auch Bedürfnisse hungrig werden könnten und dann auf sich aufmerksam machen würden. Gibt es aus Ihrer Sicht etwas, was Sie in diesem Jahr tun könnten, um Ihren Lebenshunger einmal mehr zu stillen.
Innere Schönheit
Von Silke Kittler lasen wir vor kurzem diesen Satz: „Manchmal kann man wahrnehmen, dass Ewiges durch Menschen hindurchleuchtet.“ und zusammen mit den folgenden Zeilen, die uns im Kontakt mit unseren alternden Eltern immer wieder beschäftigen und berühren ist der nachfolgende Text entstanden.
„Innere Schönheit scheint durch den alten Menschen.
Innere Schönheit leuchtet durch den verzweifelten Menschen,
aber auch durch den kranken Menschen.
Die Seele wird offenbar über die Augen, über die Vibration der Stimme.
Auch der Druck der Hände kann etwas vom Geheimnis des Menschen mitteilen.“
Wenn man beginnt, sich mit Gewaltfreier Kommunikation zu beschäftigen, hat man den Eindruck, dass es sich um ein Kommunikationswerkzeug handelt. Doch aus unserer Sicht ist es kein Werkzeug, sondern eine Haltung den Menschen und dem Menschsein gegenüber. Etwas, das uns tief drinnen im Herzen erreicht und sich über unsere Werte, Bedürfnisse und Wünsche mitteilt.
Die Worte sind nachrangig, auch wenn sie eine große Wirkung erzielen können. Sie sind der Versuch, unserem Gegenüber in Kürze mitzuteilen, was alles in uns lebendig ist und was wir brauchen. Und angesichts der Tiefe und Komplexität des menschlichen Daseins, ist Sprache ein sehr grobes Werkzeug zur Verständigung.
Die Haltung hingegen, die ich gegenüber anderen in mir trage ist es, die die eigentliche Verbindung ausmacht. Die Haltung ist die starke Kraft in uns, die uns Worte formen und zum Ausdruck bringen lässt oder – wenn wir nicht die passenden Worte finden, aber uns der alten Sprachmuster nicht mehr bedienen möchten, weil wir sie als nicht mehr stimmig ansehen – uns demütig schweigen lässt.
Doch neben der Grundlage für Verbindung sehen wir in der Haltung etwas Weiteres, noch Wichtigeres: Sie ist unser Richtungsweiser für den inneren Fokus.
Wenn wir auf die Menschen um uns schauen, womit verbinden wir uns dann? Mit Urteilen über diesen Menschen oder dessen Lebenssituation? Oder mit dem Menschen an sich und dessen Schönheit, die man in jedem Moment seines Lebens an ihm entdecken kann?
Die Haltung der Liebe und des Wohlwollens lässt uns direkt mit dem Herzen des anderen Menschen eine Verbindung aufbauen und schafft eine andere Wirklichkeit als die, die durch einen analytischen und beurteilenden Blick entsteht.
Inspiriert von Louise L. Hay und ihrer Spiegelarbeit nutzen Sie doch diesen Moment: Nehmen Sie sich einen Spiegel und schauen Sie sich an. Was sehen Sie zuerst? Ihre Falten, die Augenbrauen, die gezupft werden könnten, Unreinheiten…? Oder sehen Sie sich liebevoll und voller Dankbarkeit an? Wenn Sie eher mit einem kritischen Blick unterwegs sind, so nehmen Sie dies erst einmal wahr. So ist es gerade. Und wenn Sie mögen, dann beginnen Sie, sich mit Liebe anzuschauen. Wie fühlt sich das an? Macht es einen Unterschied aus?
Wenn Sie demnächst an der Bushaltestelle stehen, durch die Straßen spazieren oder im Büro an einem Meeting teilnehmen: Schauen Sie die Menschen, denen Sie begegnen einmal bewusst liebevoll an. Nehmen Sie sich vor, den Blick zu verändern und mit dem Herzen zu schauen. Suchen Sie nach der Schönheit in jedem Menschen und beobachten Sie bei sich selbst, was es mit Ihnen macht. Verändert sich dadurch etwas?
Eine Analogie aus dem Film „Wie im Himmel“ fällt uns zu dieser Aufgabe ein: Lena und Daniel sprechen darüber, ob es Engel tatsächlich gibt. Lena sagt zu ihm:
„Manchmal sehe ich die Flügel an den Menschen. An Dir habe ich sie gesehen, und auch an Thore. Man ist fertig, wenn man sie an allen Menschen sehen kann.“
Wir üben auch immer wieder, die Flügel in jeder Situation an jedem Menschen zu sehen. Weil wir wissen, wie herausfordernd das manchmal ist, wünschen wir Ihnen für diese große und doch so lohnende Aufgabe große Freude, wenn es gelingt und viel Geduld, wenn die Schönheit des Gegenübers sich mal nicht so offensichtlich zeigt.
Gewaltfreie Kommunikation wird nach unserer Auffassung in vier verschiedenen Bereichen gelernt
Wenn man den Begriff Lernen hört, dann denken viele Menschen an ihre Schulerfahrungen. Doch Lernen geht weit darüber hinaus, was wir in unserer Schulzeit erlebt haben. Thomas Carlyle beschreibt es treffend: „Erfahrung ist der beste Lehrmeister.“
Doch bedarf es aus unserer Sicht der Erfahrungen auf vier Ebenen. Und die zahlreichen Teilnehmerrückmeldungen, die wir erhalten sprechen dafür, dass wir die vier Bereiche des Lernens in unsere Seminare ausgewogen integrieren.
- Der Bereich des kognitiven Verstehens
Dabei geht es um die Theorie des Modells. Trainer präsentieren Inhalte oder der Lernende liest in Büchern über die Grundlagen des Modells - Der Bereich des begleiteten Anwendens
In praktischen Übungen und Rollenspielen werden in Trainings, Seminaren oder Übungsgruppen die theoretischen Grundlagen angewendet und gemeinsam mit anderen Lernenden oder Trainern zu Skills und Fähigkeiten ausgebildet. - Der Bereich des individuellen Anwendens
Der Lernende wendet sein Wissen und seine Fähigkeiten im Alltag an, macht in Gesprächen neue Erfahrungen und gewinnt neue, individuelle Erkenntnisse. - Der Bereich des Erlebens
Der Aufenthalt in GFK-Gruppen und das Zusammensein mit GFK-orientierten Menschen ermöglicht über ein Erleben der Atmosphäre von Gewaltfreier Kommunikation ein erfahrungsbasiertes Lernen und trägt zu einem tieferen Verständnis bei.